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2 Kommentare

  1. Andreas
    11. August 2021 @ 9:45

    In Summe zu kurz gesprungen: leider trifft vieles von dem was da steht nicht zu. Ich rede nicht von der Meinung über das Impfen. Das obliegt tatsächlich jedem selbst. Aber irgendwie hat Frau Kühnhold wohl ein paar Sachen übersehen.

    1. Die Aktion, auf die sie sich bezieht ist ein Projekt der Uni Jena. Dabei sollte ein Informationsblatt entworfen werden, mit dem Fragen der Kinder beantwortet werden. Zu keiner Zeit war hier irgendwo die Rede davon, dass irgendwer geimpft werden muss, dahingehender Druck aufgebaut würde oder sonst etwas in der Art. Man hat einfach Schulen gesucht, die bereit sind, dass Schüler bei ihnen befragt werden. In Zeiten überbordender Datenschutzregeln ist das nämlich gar nicht so einfach. Die Kinder sollten in der ersten Runde einfach mal aufschreiben, welche Fragen sie zu Corona und einer möglichen Impfung haben. Daraus wurde ein Flyer entworfen, der dann nochmal an die Kinder gegangen ist, um ein Feedback abzuholen, ob die Fragen verständlich beantwortet wurden. Die Vorgehensweise finde ich – unabhängig vom Gegenstand des Flyers – ziemlich brauchbar.
    2. Hier wurde auch nichts an irgendwelchen Eltern vorbei gemacht. Bei beiden Stufen gab es eine Eltern-Information vorab. Wenn man die Informationen aber nicht gelesen hat, kann man das natürlich auch nicht wissen. Abgesehen davon war die Teilnahme freiwillig.
    3. Herrn Petschauer vorzuwerfen, dass er die Kinder zum persönlichem Vorteil an die Pharmaindustrie verkaufen würde, ist eine mit nichts zu rechtfertigende Aussage. Weder hat er die Aktion gestartet, noch ist er für deren Inhalt verantwortlich. Als Direktor hat er lediglich zugesagt, dass die Kinder am Henfling-Gymnasium an der Befragung teilnehmen, wenn sie denn möchten. Insofern ist es wohl auch mehr als fragwürdig, wenn jemand von Herrn Petschauer verlangt, dass er irgendwelche Garantien zu Impfstoffen ausspricht.
    4. Der Inhalt des Flyers ist aus meiner Sicht ziemlich gelungen. Es werden die aktuellen Erkenntnisse und der aktuelle Rechtsstand sehr unaufgeregt und in einer für Kinder verständlichen Sprache dargestellt. Risiken und Nebenwirkungen sind ebenso enthalten, wie auch der mögliche Nutzen der Impfung. Das man über die Thematik an sich streiten kann, steht jedoch völlig außer Frage.
    5. Wenn man die bisherigen Punkte mal ganz nüchtern betrachtet ist doch gar nichts Schlimmes passiert. Deshalb sind für mich die zitierten Aussagen zorniger Eltern auch wenig nachvollziehbar. Mal abgesehen davon, dass sie einen gewissen Mangel an guter Kinderstube erkennen lassen. Auch im Zorn sollte man sich soweit in Griff haben, dass Anstand und Sachlichkeit nicht leidet.
    6. Nun noch eine Bemerkung zu Thema Druck auf die Kinder. Natürlich gibt es einen gewissen Druck. Den gibt es aber nicht exklusiv beim Thema Impfen, sondern immer. Egal ob es um die Wahl der Schule, die neuesten Klamotten, den Freundeskreis oder viele andere Themen geht. Gesellschaft, Gruppendynamik, Familie, Freunde etc. etc. setzen die Kinder mit verschiedener Intensität und aus verschiedenen Gründen immer unter Druck. Aber hier sind wir als Eltern gefragt, uns mit den Kindern zusammen eine Position zu erarbeiten und unseren Kindern den Rücken zu stärken, auch mal Druck auszuhalten. Das formt die Persönlichkeit und ist eine ganz wichtige Lehre fürs Leben. Aufgeregte Briefe voller Halbwahrheiten helfen dabei leider nicht im Geringsten. Und die Frage „Wieviele Schüler werden die Gunst der Stunde nutzen, um ihren Eltern ein Schnippchen zu schlagen?“ offenbart einen Mangel an Vertrauen in die eigenen Kinder, der mich einigermaßen fassungslos macht. Wenn man derartige Befürchtungen hegt, ist wohl schon deutlich früher was schief gelaufen im Verhältnis zwischen Kindern und Eltern. Abgesehen davon, wenn sich ein Kind oder Jugendlicher auch gegen die Meinung seiner Eltern impfen lassen möchte, dann sollten wir als Eltern auch das akzeptieren und der Entscheidung unserer Kinder den angebrachten Respekt zollen. Nur weil sie unsere Kinder sind, müssen sie ja nicht zwangsläufig die gleiche Meinung haben wie die Eltern. Die geltende Rechtslage räumt Jugendlichen ab 14 im Übrigen grundsätzlich das Recht ein, über medizinische Sachverhalte (nicht nur Impfungen) in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt selbst zu bestimmen, auch wenn das dem Willen der Eltern entgegen steht. Das kann man gut finden oder auch nicht, es ist aber wie gesagt geltendes Recht.
    7. Als Letztes eine Anmerkung zur Studie von Herrn Joannidis. Die besagte Studie wird immer wieder gern von Corona- und Impfkritikern zitiert, weil Herr Joannidis tatsächlich ein sehr renommierter Wissenschaftler ist. Allerdings wird dabei gern ausgeblendet, dass die Publikation sowie die Qualität der zugrunde liegenden Daten bei Wissenschaftlern weltweit hochgradig umstritten sind. Die Entwicklungen der letzten Monate lassen jedoch vermuten, dass es in der Datenlage einige Schwachstellen gibt. Denn fast 3,8 Mio. nachgewiesene Erkrankungen sowie über 91.000 Todesfälle allein in Deutschland sprechen doch für mehr als eine normale Grippe. Auch zeigen neueste Studien aus den USA, dass die Betroffenheit von Kindern bei Long-Covid und schweren Verläufen mit der Delta-Variante deutlich zugenommen hat. Das nur mal so als Fakt, ohne Wertung.

    Wie eingangs bereits geschrieben, muss jeder selbst entscheiden, ob er sich impfen lassen will oder auch seine Kinder. Und beim Punkt, dass der Nachweis einer hinreichend hohen Antikörperanzahl (vor allem nach einer durchgemachten Infektion) einer Impfung mindestens gleichgestellt sein sollte, bin ich vollkommen bei Frau Kühnhold.

    Trotzdem kann ich die Aufgeregtheit und Theatralik des Briefes und auch der hier gemachten Veröffentlichung nicht nachvollziehen. Wie so oft in den letzten Monaten fehlt es an Sachlichkeit. Es werden Halbwahrheiten verbreitet und persönliche Anfeindungen ersetzen eine sicher erforderliche, sachliche Diskussion. Corona hat uns alle und vor allem auch unsere Kinder hochgradig belastet. Das rechtfertigt aber nicht, dass man in der Auffassung, dass die eigene Meinung die einzig richtige sei, unsachlich oder gar beleidigend wird (vgl. zum Beispiel die Aussage des zornigen Vaters).

    In diesem Sinne hoffe ich, dass ich mit ein paar sachlichen Fakten etwas Druck aus der Diskussion nehmen konnte und etwas dazu beigetragen habe, dass man Herrn Petschauer nicht unterstellt, einen Pakt mit dem Teufel zu haben.

    MfG
    AF

    Reply

  2. Nadine
    9. August 2021 @ 17:59

    Hut ab,

    vielen Dank für diese klaren Worte, die ich in wenigen Wochen vermutlich analog an unseren Schulleiter werde richten müssen, wenn in Bayern die Ferien enden.

    Danke, dass Sie sich auf den Weg machen – ich habe das auch getan, doch eine Antwort bekam ich nicht. Unser Schulleiter ist in der Risikogruppe, da stark übergewichtig und freut sich über jedes anpassungsfähige und unkritische Köpfchen in seiner Schüler- und Elternschaft.

    Leider drängt sich der Gedanke auf, dass es dabei in erster Linie um Geld geht, denn der Träger der Schule hat wegen Corona stark Minus gemacht und den Staat um Fördergelder gebeten. Da darf man sich jetzt keine Kritik erlauben, sonst gibt es das Geld nicht. Entsetzlicher Gedanke aber leider die einzig plausible Erklärung für so viel Bereitschaft, Fakten auszublenden.

    Herzlichst
    N.T.

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