Ist Maskenpflicht wichtiger als die Rettung eines Menschenleben?
Leserbrief. Der 29. Mai 2021 war eigentlich ein vielversprechender Tag. Ich wollte das Grab meines verstorbenen Mannes neu bepflanzen, wobei mir mein Sohn behilflich sein wollte. Nach ein paar Handgriffen am Grab kippte dieser plötzlich ohne Vorwarnung um, lag vor dem Grab seines Vaters und röchelte nur noch.
Nach vergeblicher Bemühung meinerseits, ihn wieder aufzurichten, rannte ich los, um Hilfe in der Bäckerei des Nettodiscounters am Friedhof zu holen, in dem ich die Verkäuferin bat, den Notruf abzusetzen. Anstelle dies zu tun, bekam ich die Antwort, sie sei eine Bäckereiverkäuferin und sie müsse weiter bedienen und reichte mir den Telefonhörer über den Ladentisch. Ich bat sie nochmals für mich den Notruf zu wählen, bekam aber nur Ablehnung.
Daraufhin bat ich die einzige sich im Laden befindliche Kundin darum – wieder eine Ablehnung, weil da schon die besagte Verkäuferin nach deren Wünschen fragte. Ich wurde dann noch auf die bestehende Maskenpflicht hingewiesen.
Wer denkt in so einem aufregenden Moment an die Maske? Diese lag nämlich gemeinsam mit meiner Brille in meiner Tasche auf dem Friedhof.
Mit 80 Jahren und zitternd vor Angst um meinen Sohn musste ich mich nun selbst bemühen, den Notruf zu wählen, obwohl ich kaum die Zahlen auf dem Telefonhörer erkannte. Nach längeren Wiederbelebungsversuchen durch die herbeigerufenen Rettungskräfte wurde mein Sohn in die Notaufnahme in Hildburghausen transportiert und ich sollte dann dort hinkommen.
Um schnellstens dorthin zu gelangen, habe ich ein Ehepaar eines auf dem Friedhof stehenden Autos gebeten, mich zu meiner Familie zu fahren, welche es sofort taten. Diesem Ehepaar bin ich unendlich dankbar.
Leider ist mein Sohn noch am gleichen Tag verstorben. Diesen schrecklichen Tag werde ich den Rest meines Lebens nicht mehr vergessen und ich wünsche keinem Menschen, auch nicht der Bäckereiverkäuferin, in solch eine Situation zu gelangen, in der man um Hilfe bittet, aber keine bekommt.
Dem netten Ehepaar aus Hildburghausen sei vielmals herzlich gedankt.
Brunhilde Thomas
Hildburghausen
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Liebe Frau Thomas, was Ihnen in Ihrer schlimmen Situation widerfahren ist, hat mich zutiefst erschüttert. Dass es derartige Ignoranz in dieser Situation gibt, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich weiß zwar nicht, wie alt die Verkäuferin und die Kundin sind, aber Deutschland verdummt. Die fehlende Herzensbildung vieler Menschen spricht Bände! Man nennt das “Unterlassene Hilfeleistung” und diese Handlungsweise ist strafbar!
Aber es gibt Gott sei Dank auch noch andere Menschen mit Herz und Verstand, nämlich das Ehepaar, welches ohne zu Zögern seine Hilfe anbot.
Ich wünschen Ihnen und Ihrer Familie für die Bewältigung der Trauer viel Kraft und Zuversicht.
Liane F.
Es ist unfassbar -traurig und beschämend zugleich- was aus dieser Welt geworden ist.
Es stimmt wohl, dass mehr Menschen an “Corona” verblödet als gestorben sind.
Ich wünsche Frau Thomas alles erdenklich Gute und eine friedvolle Trauerbewältigung im Kreise ihrer Freunde und Familie.
Dem hilfsbereiten Ehepaar sei auch von mir ein Dank ausgesprochen.
Bohème